gewidmet meinen im Jahr 2000 verstorbenem Freund Uwe Ender

Aus dem Schatten

ins Licht

... wir lebten mit der Angst und überwanden sie

Gewidmet, meinem verstorbenen Freund Uwe Ender

Günter Scheibel

Füssen, im Jahr 2000

... annehmen

Ein Leben - das im ersten Atemzug den Willen zeigt

sich schöpferisch den Weg zu bahnen -

birgt die Gefahr von Stürmen - neigt

in jeder Phase sich - ohne zu planen -

stets neuen Gefahren zu -

Die Jahre eilen und im Nu

sind manche Jahre uns verflossen

in denen wir den Wert der Tage unberührt

vergehen ließen -

wir haben uns begossen

mit Eitelkeit - uns selbst verführt -

und manchen Traum auch nur geträumt -

weil uns die Wirklichkeit zu einfach schien

in dieser Wildnis Leben - dann haben wir uns aufgebäumt

uns aufgerichtet  - sind auf den Knien

nach vorn gekrochen - dem Sturm der Stürme

unsre Stirn gezeigt -

das unerwünschte angenommen -

und so das uns gesteckte Ziel erreicht -

Schritte

I

Im Fluss der Jahre trieben Sonnenwirbel uns und Sterne

durch die Wellen aller Flüsse dieser Welt -

mal fühlten wir die Nähe mal die Ferne -

mal war es gut  - ein andres mal ganz schlecht um uns bestellt –

Wir mieden Normen -

schlichen so dahin -

begannen uns zu formen -

gaben dem Leben Sinn -

Die ersten Worte glichen Rauch und Feuer -

wir lebten - es schien ungeheuer

wie einfach fragen und die Antwort war -

doch vieles blieb uns unklar -

denn das Leben hatte längst vor unsrer Zeit begonnen -

hatte uns schon überholt -

wir spielten mit den Stunden - gewonnen

hatten Lust  und Liebe - ganz gewollt -

erlebten wir das eigne Leben

in unsrer eignen Zeit -

bereit alles und nichts zu geben -

bis in die Ewigkeit -

So trotzten wir dem Schlag der Wellen

die von allen Seiten auf uns drangen -

bereit uns allem Ungemach zu stellen -

bereit den Weg zu gehen den wir angefangen...

Wir waren furchtlos -  ohne diese Angst zu spüren

die uns den Hals umschlang -

ließen die Hand und uns mal führen -

mit Freuden mal - mal ward uns bang -

So glitten wir vom Tag ins Jahr

und Jahre folgten diesen Stunden -

wir fühlten bald was falsch - was wahr -

und so begannen wir uns selbst zu überrunden -

Es kamen Jahre die wir uns verweigerten -

ein jeder seine eignen Kreise zog -

wir in der Abwehr unsre Kräfte steigerten -

und glaubten dass das Leben uns betrog -

II

Kein Sandkorn gleicht dem andern –

und kein Gedanke stellt den gleichen Sinn

in diesen Raum der menschlichen Begegnungen –

Die Worte gleiten - ein manches mal da wandern

sie vom Lächeln weg zum Sturm des Streites hin -

Wir füllten diese Stunden mit unbekümmert sein -

erhoben Hand und Messer -

wir lächelten und stachen aufeinander ein -

und fühlten uns dann besser -

füllten die Nächten mit dem Plausch der Harmonie -

erzählten uns all die Geschichten die sonst niemand kannte -

eroberten im Geist die Welt - ein jeder von uns war Genie

und gleichzeitig Verlierer - eine jeder von uns rannte

um sein Leben - wie viele unsrer Freunde und Bekannte

spielten auch wir das Instrument der Phantasie

vollkommen gefühlvoll - nur den Genius in uns erkannte

keiner - so zwang uns gleichwohl dieser Alltag in die Knie -

Wie schrubbten und wir kehrten all den Müll vom Weg -

auf dem wir Fuß um Fuß uns vorwärts plagten -

rutschten manches mal vom breiten Pfad zum schmalen Steg

hinab ins Tal - hinab zum Meeresstrand und wagten

ungebrochen -  neu - den Aufstieg in die luftgen Höhen -

um frei die Brust mit klarer Luft zu füllen -

dem Freund zu helfen - ihm zu gestehen

dass Hoffnung – weit ummantelt von der Wünsche Hüllen -

das einzge sei - was Stund um Stund im Leben uns hier weiterhilft -

Die Kraft - den Weg durchs Leben dann alleine zu bestehen

hilft uns der Freund hier finden –

eine jeder muss ganz sicher dann den eignen Weg hier weitergehen -

da wir durch Freundschaft uns befreien - niemals binden -

III

Stein um Stein setzt so der Falkenflug sein Ziel

um sicher so sein Nest zu finden -

oft sind es Burgen - manches mal nicht viel

um sich im Ungemach der Welt zu binden -

Die wenigen Gedanken –

um die sein Flug sich dreht -

sind in sich so verschlungen -

vom Wind der Sehnsucht meist umweht –

und all der bösen Zungen -

die seinen Flug begleiten –

umschwärmen Licht  das uns von weitem nicht mehr lockt -

Gefahren -  Täuschung - Heuchelei

flutvoll warnend uns umstreichen -

begegnen wir dem tausendfachen Einerlei -

bereit das uns gesetzte Ziel auf andern Wegen zu erreichen -

Vergissmeinnicht - im Blau der Blume aller Schwärmereien

schon lange vor den Jahren unsrer Zeit erwähnt -

kann uns im Zwang der eigene Zeit nicht mehr entzweien -

wir haben uns schon längst mit unsere eigen Zeit versöhnt -

 All die Jahre - die uns flossen - uns verbanden - uns entzweiten -

waren unser Leben - sind unsrer Zukunft Ziel -

wie Sonnenlicht und Mond - im Wechsel - bereiten

wir uns vor - auf unser eignes Spiel -

Vom ungewollten Sambatanz hin bis zum Rock`n Roll

die Wogen aufwärts springen - im Schmerz das Lachen -

das geborne Leben - in uns  - voll

von Gedanken - Wünschen und den wachen

Blicken auf eine Zukunft - die bis heut verbogen bleibt -

stets ungewiss - wie alles Leben -

gelebt - doch Schritt für Schritt ganz unbereut -

haben das Beste wir gegeben

in dieser Zeit der zeitlosen Gedanken -

erzwangen wir für uns die eigne Freiheit -

und das eigne Spiel - umrankten

uns mit Spielereien - wie Lust und Freundlichkeit –

IV

Dass all der Wust der uns umgab

den Fust nur schürte -

spürten Du und ich nur allzu schnell –

Im Nu ergriffen wir den Glanz

der uns umschwärmenden Gefühle -

und formten unser Leben in dem Zeitenstrom -

entzogen uns dann dem Gewühle

in einer - dieser Welt so ungewohnten Form -

Ja - der Versuch wars wert - zu leben -

dem Freund und auch der Frau

 den einen Teil des eignen Lebens abzugeben -

und das genau wars

 was den Widerstand der Sinne formte -

uns anders scheinen ließ -

entgegen dem was all die Sinne normte -

von Anbeginn - auch schon im Paradies -

Da Lust und Liebe zur Vertreibung führte -

die Schuld - die Angst uns die Verzweiflung schuf -

nur weil ein Mann in Lust die Frucht berührte -

verdarb er hier schon seinen guten Ruf -

Als Mensch den eignen Trieben folgen -

die lustvoll schöpferisch nur seinen Sinnen treu -

nur leben – und ansonsten nicht begehren

sich offenbaren -  ganz scheu

den eignen Sinnen freien Lauf gewähren -

Ich glaube nicht das sich die Sünde selber schuf -

erst als der Mensch sich hier  belehrte -

quoll aus dem Rauch sein schlechter Ruf -

So lieber Freund hat sich der Haß ergeben -

aus Feigheit und aus Meuchelei -

im  Leben stets nach höherem zu streben –

ward vielen Seelen einerlei -

V

Als wir vertraut uns fanden und verloren -

uns führten - wieder laufen ließen -

ward schon milliardenfach geboren

wozu der Menschen Tränen fließen -

Die Freiheit die das eigne Herz umschlang ging da verloren -

als uns der Glaube an die Menschheit zwang

im Sumpf der Menschlichkeit zu bohren -

das Gute aus - zu - treiben -

um denen - die noch nicht bekehrt - jetzt zu beweisen

das Mensch sein heißt - das zu vertreiben

was uns im Innersten verzehrt - auf leisen

Pfoten uns davon zu schleichen -

den Dschungelpfad zu wählen -

das Glück der reichen -

uns innewohnende Gefühle nur zu quälen -

zu verdrängen - um einen sichtbar klaren Status

unsrer zwangvoll aufgedrängten Reife

zu erkennen - die nach den Jahren der Geburt ein Muss

zu sein scheint  - was du und ich niemals begreife -

... warum - warum der unerträglich wilde Zwang -

von dort - das fein gegliedert Herz zerstören will -

wir hatten nie den Drang

nach außen - zum Andern - still -

und eher sorgenvoll versuchten wir den Weg -

meist  über unsern eignen Schatten springend -

hier zu gehn - mal war er breit - mal führte uns ein schmaler Steg

hier über wilde Klippen - ein andermal erreichten schwimmend

wir das uns so kurz gesteckte Ziel -

was uns an Glaube und an Hoffnung blieb -

ward manches mal gar viel zu viel -

wir liebten es - egal wohin der Wind uns trieb -

VI

Gedenken wir der Jahre die im Schweigen folgten -

vergessen waren Streiche auch und Streit -

verhängnisvoll durchzogen Wolken

den  Himmelsraum – bereit

der Sonne einen Spalt zu öffnen ...

wir fühlten Glück im Unglück -

die Glückseligkeit im Tempel der Vernunft -

und zogen Tag um Tag ein wenig nur...

uns aus dem selbstgewählten Schneckenhaus zurück

hinaus in eine Zukunft

die uns frei und offen stand -

Verwandlungen -  als Ziel und innrer Friede -

mit den Gebeten aller Religionen -

Sie liegen in  der  Menschheit Wiege -

 kein Wesen werden sie verschonen -

Betrachten wir den Weg aus Disziplin und Muse -

geküsst vom Priester - Pharisäer -

so fühlen wir beim ersten Judaskusse -

bereits den nahen Blick der Späher -

die uns im kalten Schattenlicht des Mondes

gefolgt und unbemerkt gleich registriert -

vom ersten Tag  - da wir als Sohn des

ewigen Lebens die Runde auf dem Erdballe  anvisiert -

Zu unsern Gunsten war auch nur der erste Augenblick

in einer sanft behüteten Familie –

verfolgt vom Zwang - verfolgt vom Glück

umrahmt von all der Unschuld einer weißen Lilie -

gerieten wir ins Abseits der Gedanken

die unser Herz umsponnen -

schrien mutvoll - lautlos auf - tranken

am Kelch - und waren so entronnen -

VII

Im Glauben nun den eigenen Weg zu gehen

schwangen wir die Arme gleich im Takte der Posaunen-

hofften blütengleich den Früchtetraum zu säen

der im Herbst des Lebens labend uns den Gaumen

umspülen sollte - gleichsam als Geschenk des Lebens -

dessen Lauf wir nicht bestimmen konnten -

dessen Sinn wir all mit unsren Worten stets vergebens

zu beschreiben suchten - gegen alle Fronten

die sich uns entgegen stellten -

Wir schöpften Liebe aus der Trauer unsrer Seelen -

griffen alles Gute aus dem Schlamm der Welten

schrien – lachten - fingen an zu stehlen -

glichen aus was uns an Mut verloren

ging - krochen nach oben -

glaubten uns für all das Gute auserkoren -

blieben wild - ohne zu toben -

Mit Blicken aus der Seele Fröhlichkeit

 - im Gleichmut unsrer stillen Rebellion  -

durchstreiften wir die Lande dieser Zeit -

und stahlen uns ganz schnell davon -

aus Angst - den Wert der Zeit falsch einzuschätzen

sie zu vertrödeln - oder zu verspielen -

am warmen Sonnenstrahl sich zu ergötzen

schien Frevel schon - war vielen

schon ein Dorn im Auge - man wollte uns nicht glauben -

so schien es doch als sollten wir uns selbst betrügen -

uns mit der eigenen Hand  berauben

unser Spiegelbild belügen -

Doch wir verweigerten Gehorsam und Beharrlichkeit

für eine Form die zwanghaft uns in Stücke riss -

reichten die Hände uns zum Sprung - zu zweit

entflohen wir ein allerletztes mal dem Tod - gewiss

nun endlich frei zu sein - für unser Lebensspiel -

im Raum getrennt - verbunden in der Zeit

umschlangen Kräfte und Gedanken sich in einem Ziel -

am Ende sich zu finden in der Ewigkeit -.

 

IIX

Gleichwohl so trabten wir gestärkt von dannen -

den Atme frei mit Lust auf neue Taten -

war doch die Kraft in unsern Herzen nicht zu bannen

wir spürten Lust auf neue Moritaten

die sich täglich uns von neuem boten -

wir nicht faul nach allem griffen

was unsren Herzen wertvoll schien - ausloten

wollten wir das All - auf schnellen Schiffen

den Rest der Welt erobern - die Zeit bewegen

und die Lethargie der Massen stoppen -

uns dabei nur selbst  in uns bewegen -

mit diesem Spiel die anderen foppen -

die träumend glaubten dieses Spiel zu leben -

und nicht bemerkten wie  die Zeit entrann -

 mit unsrer Liebe wollten wir das Beste geben -

und folgten unserm innern Drang -

der Lust die säuselnd uns umschwebte -

gaben zur Dämmerung  und im Morgenrot  uns hin -

auch wenn die Erde um und in uns bebte

hatte jede Träne - jedes Lächeln seinen Sinn -

Wir übertrugen uns die Kraft im Schmerz

empfanden alle Lust und Leidenschaft

als ein Geschenkt des Himmels - öffneten die Hand - das Herz

und schenkten allen die sich näherten die Kraft

die uns nur eigen war - wir wollten leben

und das Leben auch genießen -

 im Gleichgewicht der Taten alles geben

aus dem Schatten blütengleich zur Sonne sprießen -

und dabei niemals vergessen -

es lebt ein jeder neben jedem -

immer nur sein eignes Leben ...

Betrachtungen

I

Gedanken lassen sich nicht stehlen wenn die Worte schweigen -

der Blick sich niemals trüben wenn der Sinn geschärft -

nur Ungemach lässt sich auch dann nicht meiden

wenn ihr den Müll in eine andre Richtung werft -

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Der stete Tropfen auf den heißen Stein

kühlt nicht der Häupter hitziges Gebaren -

er dampf sich aus - so ganz allein -

erkannte er nicht gleich des heißen Steins Gefahren -

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So stolpert manch ein Kluger über einen Seidenfaden -

obwohl das Auge klar und scharf der Sinn -

ein Apfel glänzt nach außen - die Maden

sitzen tief im Kern des Apfels drin -

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Ein Regenschirm hält nur die Tropfen die von oben

das Haupt beträufeln von der Stirne fern -

indessen deine Schuhe in den Pfützen toben

und das bei trockenem Humor nur allzu gern -

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Ein weiser Mann greift daher zur Zigarre

und pfeift ein Lied zu seiner Melodie -

ein andrer spielt dazu Gitarre -

doch ein Orchester werden beide nie ...

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Gestrampelt wird am meisten  - schon als Kind

ist es die erste Möglichkeit die eigne Freiheit zu erproben -

wird man dann älter spürt man ganz geschwind -

dies war die beste Zeit sich auszutoben -

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Die Möglichkeit sein eignes Licht im Spiegel zu betrachten

wird morgens uns im Badezimmer schon gegeben -

wenn Falten - wirres Haar -  das Haupt umschmachten -

erkennen wir  den „Schein“ in unserm Leben -

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Wie schön wär es Gedanken in Bewegung umzusetzen -

am Besten stets in Harmonie mit unserm Gang -

bei Lügen torkeln - schleichen oder hetzten -

... so manchem wär bei dem Gedanken bang -

Wir träumen - von Geburt an unser  Leben  -

dem wir Schritt für Schritt entgegen gehen – bis hin zum Tod -

spielen in Liebe mit  Gedanken - geben -

nehmen - strömen in Lust und Freude über all die Not

der wir begegnen - die zu lindern nur ein Teil

von all dem war was uns als Aufgabe gestellt -

Wir haben Stürme und die Weiten aller Liebe hier empfangen -

stiegen empor und fielen all zu tief -

wir eilten - oft gemeinsam um ein Ziel nur zu erlangen -

bis hierher - da nun der Schöpfer dich für immer zu sich rief -

Ich bleibe und vollende unseren Weg

den wir vor vielen Jahren gemeinsam aufgenommen -

durchschreite jetzt mit deiner Hilfe Berg und Tal auf einem Steg -

beende - was wir einst in jugendlichem Eifer hier begonnen.

                                                                       In Liebe

                                                                               Dein Freund Günter

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